Mein neuer Roman, „Der Gesang der Bienen“, wird Ende Februar des Jahres 2019 erscheinen. Zum Teil spielt die Handlung im Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, das sich anno 1152 noch im Bau befindet. Die berühmteste Nonne aller Zeiten hatte zuvor fast 40 Jahre ihres Lebens in einer Klause im Benediktiner-Mönchskloster auf dem Disibodenberg verbracht. Eine Klause ist ein abgeschlossener Wohnturm. Als Hildegard immer berühmter wurde und Papst Eugen ihre Schriften in Trier zu lesen bekam und ihr sozusagen den Segen von höchster Stelle gab, weiterschreiben zu dürfen, gründete sie unter zahlreichen Schwierigkeiten das eigene Kloster auf dem Rupertsberg im heutigen Bingerbrück. Im 30-jährigen Krieg wurde dieses fast 500 Jahre später von den Schweden zerstört.

Hildegard hat nach der Klostergründung in Bingen auch auf der anderen Rheinseite das Kloster Eibingen gegründet.  Mit einigen Zwischenstationen flohen die Schwestern ihrer Binger Abtei im 30-jährigen Krieg dorthin. 1803 allerdings wurde es  im Rahmen der Säkularisation aufgehoben. Erst 100 Jahre nahm man den von Hildegard gesponnenen Faden wieder auf: Oberhalb des Eibinger Klosters wurde im Jahr 1900 mit dem Bau eines neuen Klosters begonnen. 1904 zogen die ersten Nonnen ein. Die mit allen Rechten und Privilegien des ehemaligen Klosters der Heiligen Hildegard ausgestattete Abtei am Hang über Rüdesheim sieht sich bis heute in der Tradition Hildegards.

Die aktuelle Äbtissin, Mutter Dorothea Flandera, ist Hildegards 40. Nachfolgerin. Ich bin sehr dankbar, dass ich in ihrer Abtei eine knappe Woche verbringen und in ausführlichen Gesprächen vor allem mit Schwester Christophora viele Fragen über Hildegard, ihr Werk und Leben, aber auch monastisches Leben im 12. Jahrhundert bis heute loswerden durfte. Meine Tage dort begannen um 5.30 Uhr mit den Laudes, dem morgendlichen Stundengebet. Auch bei allen anderen Stundengebeten war ich dabei und lauschte den wundervollen Psalmgesängen der Schwestern.

Der geregelte Tagesablauf hat mich persönlich sehr fasziniert. Ebenso die aus tiefstem Inneren strahlende Sicherheit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Nonnen. Sehr lustig fand ich, von einer ehrwürdigen Schwester den ungewohnten Satz zu hören: „Ich habe Sie mit meinem Smartphone gegoogelt.“ Ich selbst habe in der Zeit im Kloster das Internet gemieden. Stattdessen habe ich im Klostergarten gesessen oder im integrativen Klostercafé, mich mit anderen Gästen unterhalten oder einfach in meiner Zelle am „Gesang der Bienen“ geschrieben. Oder den Ausblick aus dem Fenster genossen…

Das Bett in meiner Zelle

Ausblick aus meiner Zelle