Harte Nüsse, gesüßt mit Honig

Die 2020er Jahre haben begonnen – Zeit für einen persönlichen Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt:

Im Jahr 2010 ist „Sauschwobe!“ erschienen. Ich kann es kaum glauben, dass es schon so lange her sein soll … Mit diesem fünften Krimi aus meiner Schlaicherreihe habe ich einen für mich wichtigen schriftstellerischen Schritt getan und mich mit mehreren Erzählsträngen davon gelöst, dass die Leser das ganze Buch nur durch Schlaichers Augen miterleben. Verschiedene Perspektiven ermöglichten neue Spannungsmomente. Einfach habe ich es mir dabei nicht gemacht mit den beiden neuen Protagonisten, den Senioren Hilde und Alfons, sie blind, er taub. Aber der Plan ging zum Glück auf.

Thematisch behandelt dieser Krimi Gruppierungen, die junge Menschen dazu verführen, sich ihren menschenfeindlichen Ideologien anzuschließen. In „Sauschwobe!“ tun das die Anführer nicht etwa aus Verantwortungsgefühl den jungen Leuten gegenüber. Die Ideologie, die ihren Anhängern mehr Wert zumisst als anderen Menschen, dient einzig und allein der Bereicherung der obersten Spitze. Dass der Roman zehn Jahre nach seinem Erscheinen noch eimal eine solche Aktualität haben sollte, darauf hätte ich getrost verzichten können.

Auch im weiteren Verlauf der Dekade habe ich Herausforderungen geradezu gesucht. Dabei haben sich einige schriftstellerisch harte Nüsse ergeben. Teil sechs der Schlaicher-Reihe, „Zum Kuckuck“, entstand beispielsweise parallel zu dem sehr aufwändigen Reiseführer „111 Orte im Schwarzwald, die man gesehen haben muss“. Da ich hauptberuflich noch als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeite, konnte ich nach zwei Büchern in einem Jahr eine schriftstellerische Pause gut gebrauchen.

2013 erschien mit „Salamitaktik“ der Abschluss der Reihe. Nach sieben Romanen hatte ich das Gefühl, ein anderes Genre probieren und vom Regionalen in die Welt treten zu müssen, um mich weiterentwickeln zu können. Allerdings wollte ich auch Euch, meinen Lesern nicht vor den Kopf stoßen. Schlaicher und Co. haben viele Fans in Südbaden, die mich teilweise heute noch fragen, ob nicht doch noch eine Fortsetzung erscheinen könnte. Ich beschloss, das Genre zu wechseln, aber den Schwarzwald thematisch beizubehalten.

Mit dem Verlag Bastei-Lübbe fand ich einen Partner, der daran glaubte, dass mir ein Genrewechsel gelingen könnte. Lektorin und Programmleiter ließen sich auf meinen Wunsch ein, einen historischen Roman zu veröffentlichen. Anfang 2017 war es dann so weit. Mit „Der Pakt der Flößer“ konnte ich ein Buch präsentieren, auf das ich bis heute sehr stolz bin. Der Roman hat viele meiner früheren Krimi-Fans überzeugen können, mich aber auch bundesweit bekannter gemacht, wie ich aus vielen E-Mails von Lesern absehen konnte. Gerade vor wenigen Tagen ist es in die vierte Auflage gegangen. Mal sehen, was damit noch alles passieren kann…

Nach dem historischen Erstling über die Reise auf dem größten Floß seit Menschengedenken gewann ich Freude daran, meine nächsten Projekte monumentaler und ehrgeizig anzulegen. Mit „Das Geheimnis des Glasbläsers“ erfüllte ich mir den Wunsch, eine gewaltige Schlacht zum Thema zu machen: die Eroberung von Konstantinopel. Aber das ist nur ein Aspekt eines Romans, der eigentlich aus drei Büchern besteht: Die Überquerung der Alpen zu Fuß ist eine eigene Geschichte, dann kommt die Industriespionage auf Venedigs Glasbläserinsel Murano ins Spiel und im dritten Teil eben einer der wichtigsten Schlachten der Historie, die das Ende des Mittelalters einläutete. Dass dieser Roman in eine neue Auflage geht, war mein größter Wunsch. Kurz vor Weihnachten wurde er mir erfüllt!

Verantwortlich dafür, dass die beiden ersten Bücher nochmal einen großen Verkaufsschub bekommen haben, ist sicherlich mein letztes Buch der 10er-Jahre: „Der Gesang der Bienen“. Nach der weltumspannenden Geschichte des Glasbläsers wurde ich wieder etwas „kleiner“. Nicht allerdings bei der Wahl des literarischen Personals. Mit Hildegard von Bingen als einer zentralen Hauptperson und König Barbarossa ist es nämlich äußerst prominent besetzt. Dazu spielen die Bienen und das alte Handwerk der Zeidlerei eine große Rolle. Drei Auflagen sind im Erscheinungsjahr schon über die Ladentheke gegangen. Wann die vierte kommt? Ich bin gespannt…

Jetzt sind die 2020er Jahre angebrochen. Was mein Schreiben angeht, blicke ich zuversichtlich und erwartungsvoll in die Zukunft. Sorgen bereiten mir Teile der deutschen, europäischen und weltweiten Politik. Zu viele Menschen wählen Parteien und Politiker, die nur Ängste und Empörung schüren, statt einvernehmliche Lösungen anzustreben. Dabei müssen wir aneinander denken, nicht nur an uns selbst.

Blicken wir noch schriftstellerisch auf das neue Jahr. Auch 2020 erscheint ein historischer Roman, an dem ich gerade arbeite. Was Euch dieses Mal erwartet, das erzähle ich in Kürze an dieser Stelle… Auf jeden Fall habe ich mir wieder eine schöne Herausforderung gesucht und hoffe, Euch alle gut damit zu unterhalten. Vielen Dank fürs treue Lesen!

Euch allen wünsche ich ein großartiges Jahr voller Glück, Gesundheit und Erfolg!

  1. Lieber Ralf,
    yeah, ich freue mich auf September..
    Corona ist bis dahin vergessen und Du „liest“ auch mal in Berlin?!
    Liebe Grüße Heidi

© 2024 Ralf H. Dorweiler / Christian Herzog

Thema von Anders Norén↑ ↑