Vielleicht habe ich den richtigen Vollblut-Araberhengst noch nicht kennengelernt, aber tänzelnde Energiebündel, die ständig galoppieren wollen und gerne auch mal steigen, wenn sie erschrecken, entsprechen weder meinem Wesen noch meinen reiterlichen Fähigkeiten.  Ich kann mir gut vorstellen, dass die leichten, schnellen Pferderassen zahlreiche begeisterte Liebhaber anziehen, aber ich persönlich halte es mit dem genauen Gegenteil: Ich mag ruhige, große, schwere Pferde mit gemütlicher Galoppade und unerschütterlichem Wesen. Coole Pferde. Kalblüter.

Gestern war ich bei lieben Freunden zu Besuch und durfte auf ihrem Schwarzwalder Fuchs ausreiten. Winnetou, genannt Winny, ist genau so, wie ich mir ein Pferd für mich vorstelle. Die Schwarzwälder sind mit einem Stockmaß zwischen 1,48 und 1,60 Metern noch relativ klein, trotz aller Kraft wendig und können durchaus temperamentvoll sein. Gezüchtet wurden sie so, um ihren Menschen bei der Arbeit im Wald zu helfen. Die Schwarzwaldbauern brauchten einen Alleskönner: Das Pferd musste gutmütig bei der Feldarbeit helfen, konzentriert auf Zuruf gefällte Baumstämme aus den steilen Hangwäldern ziehen, sich gerne vor die Kutsche oder den Schlitten spannen lassen und sollte genügsam mit Futter und Platz sein, wenn es während der langen harten Winter viel im Stall stehen musste.

Besonders im Wald waren die Schwarzwälder die wichtigsten Helfer des Menschen. Bis schwere Maschinen die gefällten Bäume aus dem Wald zogen, war die Kraft der sanften Riesen zum Holzrücken unverzichtbar. Dabei sind Pferd und Führer ein eingeschworenes Team. Bei heutigen Holzrückern, die eingesetzt werden, wo die Maschinen nicht hinkommen oder aus Naturschutzgründen nicht hindürfen, kann man beobachten, wie ein Pferd oft auf Zuruf vertrauensvoll den Anweisungen des erfahrenen Waldarbeitern nachkommt. Das Holzrücken erfreut sich wieder stärkerer Beliebtheit, auch wenn es wirtschaftlich vielleicht nicht immer die erste Wahl ist. Aber wo große Erntemaschinen den Waldboden langfristig schädigen, ist das Rückepferd äußerst waldschonend.

Klar, dass auch in „Der Pakt der Flößer“ Pferde vorkommen. Eines spielt sogar eine besondere Rolle: Jupiter. Das Ross meines Protagonisten ist allerdings kein Schwarzwälder Fuchs, sondern stammt aus Holland und gehört einer größeren und schweren Linie an. Wie der Holländer in den Schwarzwald kam, kann man ab 16. Februar 2017 im Buch nachlesen.

Jupiters heutiger Kaltblüterkamerad Winnetou muss übrigens keine Stämme ziehen. Er ist ein Freizeitpferd und hat mich äußerst gemütlich durch den Wald bei Seelbach getragen. Nur ganz am Anfang habe ich festgestellt, wieviel Energie in so einem Kaltblut steckt. Als ihn nämlich eine dicke Pferdebremse in den Hintern gebissen hat, hat er sich kurz aufgeführt wie ein Vollblut-Araberhengst…