Viel hört man heutzutage nicht mehr über eine der wichtigsten Transportarten für Holz. Baumstämme waren über Jahrhunderte eine Ressource, ohne die eine Stadt nicht wachsen und eine Flotte nicht erbaut werden konnte. Wenn Wälder um die Stadt oder an der Küste schon abgeholzt waren, musste man den Baustoff von weiter weg herbeischaffen – eine Tatsache, die den Ruhm und Reichtum des Schwarzwalds begründete.

Die Stämme einfach ins Wasser zu werfen und zu hoffen, dass sie am richtigen Ort ankommen, führte wohl zu oft dazu, dass sie sich verkanteten und letztlich gar nicht oder zu beschädigt an ihrem Ziel ankamen. Außerdem befanden sich auf Flüssen immer auch Fischer, Fährleute oder Reisende. Viel sinnvoller war es da, die Stämme zusammenzubinden und sie als Floß zu transportieren.

Die „Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden“ (Republik der sieben vereinigten Niederlande) erlebten im 17. Jahrhundert ihr Goldenes Zeitalter.  Ob Welthandel, Wissenschaft, Kunst oder Architektur – hier war das Zentrum. Und Holland mit der Großstadt Amsterdam war führend in den Niederlanden. Der Bedarf an Holz war gewaltig. Man sagt, dass ein Großteil Amsterdams auf Schwarzwaldstämmen gebaut ist, die in den morastigen Boden geschlagen wurden, um ein festes Fundament zu bilden. Noch bedeutender jedoch war der Holzbedarf zum Bau der Handelsflotten, mit denen die Handelskompagnien gewaltige Gewinne einfuhren.

Nur die besten Schwarzwaldstämme erhielten als Qualitätsbezeichnung den Beinamen „Holländer“. Und so war ein Holländerfloß kein Floß, das von Holländern betrieben wurde, sondern eines, in dem Holländerstämme transportiert wurden, besonders starke, gerade gewachsene Tannen, die in 18 Metern Höhe noch einen Mindestdurchmesser von 40 Zentimetern aufweisen mussten. Stämme, für die die Holländer den besten Preis zahlten, weil man aus ihnen gute Masten für die Segelschiffe machen konnte.

Eine Holländertanne mochte schon einiges an Wert bedeuten, aber wirklich Geld verdienen konnte man, wenn man Stamm um Stamm in mehreren Schichten übereinander band. Das Floß, mit dem sich in meinem historischen Roman „Der Pakt der Flößer“ die Wolfacher Schifferschaft um Ludwig Finkh auf den Weg macht, gehört zu den monumentalsten Holländerflößen, die es je gegeben hat. 500 bis 600 Mann Besatzung waren nötig, um ein solches Großfloß zu steuern. Auf dem Bild, das einen Ausschnitt eines Modells zeigt, das im Siebengebirgsmuseum in Königswinter bewundert werden kann, sind allein 275 Figuren zu sehen, die am Heck des Floßes stehen und steuern. Ein solches Floß war wie ein in der Strömung des Rheins treibendes Dorf. Mit Häusern darauf, mit Vieh im Stall, mit Lagerschuppen für weitere Handelsware und Baracken, um darin zu schlafen. Ein grandioses Setting für einen Roman…