Wer Bücher schreibt, wird um die Recherche nicht herumkommen. Bei einem Science-Fiction- oder Fantasy-Roman, bei denen man den Hintergrund selbst erschafft, mag sich das Recherchieren im Rahmen halten, wenn man den Lesern nicht unbedingt wissenschaftlich nachvollziehbare Raumschiffantriebe näherbringen möchte. Bei historischen Romanen sollte das Setting aber eingermaßen stimmen. Dabei kann es mitunter richtig aufwändig werden, sich in die Handlungsära zu versetzen, die Atmosphäre eines Ortes zu spüren und sich darüber klar zu werden, wie die Gesellschaft eines Zeitalters das Handeln des Einzelnen geprägt haben mag.

Gleichzeitig reizt es mich auch unsagbar, eine vergangene Welt  in meinem Kopf wieder auferstehen zu lassen. Plötzlich erfahre ich einen neuen Fakt, der sich wunderbar in meine Planung einfügen lässt. Oder lerne aus der Biografie eines Zeitgenossen etwas, das das Auftreten einer meiner Nebenfiguren beeinflusst haben müsste. Und dann lernt man eine ganze Menge über Kulturtechniken. Wie etwa sieht es in einer Stadt des 17. Jahrhundert nachts aus? Wo gibt es Licht? Wie weit reicht der Schein einer Pechfackel? Wie kommt eigentlich das Pech an die Fackel?

Das Schlimme an der Recherche ist, dass man sich darin verlieren kann. Wenn das lange gesuchte Buch nur auf ein nächstes verweist, eine Erkenntnis aufzeigt, dass zwei weitere Wissenslücken gestopft werden müssen und einem plötzlich bewusst wird, dass die geplante Handlung so nicht umzusetzen ist, weil die Fakten mit der Fiktion nicht übereinzubringen sind, dann kann man das Recherchieren schon mal verfluchen. Zudem möchte man ja selbst immer mehr wissen und stellt irgendwann fest, dass doch langsam die Phase des Schreibens beginnen sollte, wenn man mit dem Buchprojekt pünktlich fertig werden möchte. Dann hilft nur, sich klar zu machen, dass es nicht um eine historische Doktorarbeit geht, sondern um einen spannenden Roman mit einem historischen Setting. Denn letztlich muss sich ein Buch ja auch lesen lassen. Was habe ich für „Der Pakt der Flößer“ nicht alles über die Holländerflöße gelernt … Und was hat mir meine Lektorin nicht alles angeraten, wieder aus dem Manuskript zu kürzen …

Übrigens: In der vergangenen Woche gab es keinen Blog an dieser Stelle, weil ich auf Recherchereise war. Ein paar Hundert Kilometer Fahrt und drei Übernachtungen haben für mich einen Handlungsabschnitt eines ganz neu geplanten Buchs greifbarer werden lassen. Auch eine alte  Bibliothek habe ich besucht und man sieht mir wohl die Freude an, als ich fand, wonach ich gesucht hatte …