Gerade komme ich – etwas geschafft – von einer Reise nach Hamburg zurück. Auf dem Programm standen jeden Tag viele Kilometer zu Fuß und noch mehr mit U- und S-Bahn, mehrere Museumsbesuche, konzeptionelle Arbeit an kommenden Projekten, der Besuch einer bemerkenswerten Aufführung von La Cenerentola in der Staatsoper Hamburg und viele interessante Gespräche.

Eines der besuchten Museen möchte ich kurz vorstellen: Das internationale maritime Museum, das auf neun (!) Stockwerken alles bietet, was mit der Geschichte der Seefahrt zu tun hat. Eine ganze Etage ist der größten Sammlung von winzigen Modellschiffen vorbehalten. Ich unterhielt mich mit einem der Restauratoren, der gerade drei der Modelle in Reinigung hatte und sie so vorsichtig an ihren Platz zurücktrug, als habe er es mit Nitroglycerin zu tun. Er meinte, dass man die naturgetreuen Modelle nicht mehr reparieren könne, denn ein Wahnsinniger habe sie gebaut. Tatsächlich waren die Modelle im Maßstab 1:1250 so fein gearbeitet, dass ich mir die Werkzeuge dafür nicht vorstellen konnte.

Ein weiteres „Deck“, wie die Stockwerke dort genannt werden, befasste sich mit der historischen Darstellung von Schiffen als Gemälde oder kunstvolle Modelle aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein oder so skurrilen Materialien wie Gewürznelken.  Die Tiefsee, die Passagierschifffahrt, Kriegsführung, Piraterie, Navigation und Materialkunde … alle „Decks“ warteten mit interessanten Themen auf.

Die Liste ließe sich lange erweitern. Beeindruckt hat mich die Geschichte des Dreimasters „Susanna“ mit Heimathafen Hamburg. Das Vollschiff hat 1905 für die Umrundung von Kap Horn volle 99 Tage gebraucht und hält mit 189 Tagen den bitteren Rekord für die längste Reisedauer von Europa nach Chile. Von den 99 Tagen, die man versuchte, gegen den Wind zu kreuzen, herrschte an 80 Tagen Sturm, der sich bis zur Orkanstärke austobte. Erst am 26. Novembeer erreichte die Mannschaft den sicheren Hafen. Mittlerweile litten viele unter Skorbut. Um den Durst zu stillen, hatte man den Schnee auf Deck getaut.

Nach drei Tagen Herumlaufen in Hamburg taten mir zwar die Füße und Beine weh, aber es reichte der Gedanke an die gebeutelten Matrosen der Susanna, um  sich bewusst zu werden, wie wenig Grund zu klagen wir heutzutage haben.

 

Und hier geht es zur Homepage des Internationalen Maritimen Museums Hamburg.